Wer sich wünscht, in seinem Metier zur absoluten Spitze zu gehören – sei dies als Kieferchirurg, Möbelrestaurator oder Unternehmensberater –, hat viel vor sich. Vor allem viel Lernen und Üben. Die gute Nachricht: Sie müssen sich nicht alles selbst erarbeiten und brauchen auch nicht alles neu zu erfinden.
Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, von anderen zu lernen und sich von anderen helfen zu lassen, um selbst besser zu werden, sich mehr Wissen anzueignen, zum Spezialisten zu werden ? Das haben zum Beispiel insbesondere zahlreiche Zahnärzte – nach dem Mauerfall getan. Zahnärzte aus der ehemaligen DDR haben ganz gezielt Kollegen aus dem Westen angesprochen und sich von ihnen motivieren, inspirieren und helfen lassen. So schafften sie es in relativ kurzer Zeit, auf das gleiche fachliche Niveau zu kommen.
Auch Barack Obama brauchte Unterstützer !
Kein Spitzensportler wird Weltmeister, indem er allein für seinen Sieg trainiert. Eine ganze Mannschaft von Trainern, Coachs, Masseuren, Ärzten und Managern ist an dem Erfolg beteiligt. So viel anders ist das im Berufsleben auch nicht. Barack Obama wäre niemals Präsident geworden ohne seine Berater, Pressesprecher und seinen jungen Redenschreiber. Ganz entscheidend für seinen Erfolg war seine Frau, sie hat ihn unermüdlich unterstützt und an ihn und seine Vision geglaubt ! Niemand, niemand auf dieser Welt kann seine große Vision allein verwirklichen.
Sehen Sie sich doch einmal in Ihrem beruflichen Umfeld um:
- Wer hat Sie in der Vergangenheit unterstützt ?
- Wer ermutigt Sie, wer glaubt an Sie ?
- Wer arbeitet mit Ihnen ?
- Wer kann Ihnen helfen ?
- Wer wird Sie unterstützen und warum wird er das tun ?
- Was hat der andere davon, wenn er Sie unterstützt ?
Es lohnt sich, sich einmal Gedanken um all die Menschen zu machen, die in Ihren Erfolg eingebunden sind. Das sind nicht nur Kollegen und Mitarbeiter, sondern auch Partner, Familie, Freunde, …
Auf jedem Gebiet gibt es Spezialisten
Stellen Sie sich die Frage: Wo möchte ich in fünf Jahren stehen? Nehmen wir an, Sie möchten auf Ihrem Fachgebiet zum absoluten Spezialisten werden. Gehen Sie jetzt einen Schritt weiter und fragen Sie sich: Wer ist bereits absoluter Fachmann in diesem Bereich ? Wer ist spitze ? So wie es zum Beispiel führende Modedesigner gibt, gibt es auch führende Pferdezüchter oder führende Phlebologen. In jeder Stadt, in jedem Bundesland, in jedem Land. Liegt es nicht nahe, jene Menschen ausfindig zu machen, die bereits das erreicht haben, was Sie sich als Ziel gesetzt haben ? Vermutlich kennen Sie diese Menschen sowieso schon – zumindest vom Namen her. Erstellen Sie sich eine Liste der entsprechenden Personen und bemühen Sie sich darum, möglichst viele von ihnen kennenzulernen. Nehmen Sie Kontakt zu ihnen auf, sprechen Sie sie auf Veranstaltungen an !
Sie können von den Menschen, die auf dem Gebiet bereits Spezialisten sind, so viel lernen – es wäre geradezu dumm, sich nicht von ihnen mitziehen zu lassen ! Wir raten Ihnen nicht, eine schlechte Kopie des Gegenübers zu werden, ebenso wenig, diese gezielt auszunutzen und nichts zurückzugeben. Wir raten Ihnen vielmehr, von Genies zu lernen, denn das ist der beste und einfachste Weg, etwas zu lernen. Es wäre sehr unklug, wenn Sie versuchten, das Rad neu zu erfinden, wenn es andere bereits erfunden haben. Wir alle brauchen Vorbilder und gute Lehrer. Erst wenn Sie so gut sind wie Ihr Meister, werden Sie selbst zu einem Meister. Haben Sie aber auch die Größe, dem anderen Nutzen zu bringen. Überlegen Sie sich, was der andere davon hat, Ihnen zu helfen, und wie Sie dem anderen vielleicht helfen können oder womit Sie ihm eine Freude bereiten. Ein gut gehütetes Erfolgsgeheimnis ist, dass Dankbarkeit Sie unvergesslich macht.
Denken Sie bei Ihrer Suche auch an einen bestimmten Personenkreis, von dem Sie ganz besondere Unterstützung erwarten dürfen: von den Menschen, die schon immer an Sie geglaubt und Sie motiviert haben.
Schreiben Sie Ihre fünf größten Unterstützer und Förderer auf!
Auf der Liste stehen möglicherweise Ihre Eltern, Lehrer, Vorgesetzten, Freunde, Mentoren, der Lebenspartner … Auf jeden Fall Menschen, die schon einmal in Ihrem Leben auf Ihre Fähigkeiten vertraut haben, die Sie gefördert, motiviert und unterstützt haben. Genau diese Menschen brauchen Sie: Sie können Ihnen auch jetzt helfen, auf Ihrem Gebiet spitze zu werden. Wichtig ist nur, dass Sie offen sind für gute Ratgeber und dass Sie den Mut haben, um Hilfe und Unterstützung zu bitten !
Gleich und Gleich gesellt sich gern
Spezialisierung – dieser Begriff begleitet Sie künftig immer. Spezialisierung gilt nicht nur für Wissen und Können, sondern auch für das Umfeld. Wollen Sie die Nummer eins in der Werbebranche werden, dann sind Sie bei den Bankern nicht richtig aufgehoben. Ein genialer Programmierer verkehrt mit den besten Programmierern – nie würde ihm einfallen, sich mit Anfängern abzugeben oder gar mit jemandem aus einem ganz anderen Metier. Sie möchten beruflich sehr erfolgreich und die Nummer eins unter den Besten werden ? Dann umgeben Sie sich auch mit den Besten, denn dies ist jetzt Ihr Element. So wie die Pinguine auf dem Land erbarmungswürdig, langsam und plump dahinwatscheln, so elegant und pfeilschnell bewegen sie sich im Wasser. Da sind sie in ihrem Element, da können sie zeigen, was in ihnen steckt. Darauf sind sie spezialisiert. Die Gesetze der Natur gelten auch für die Menschen – im Job und im Privatleben.
Gemeinsame Interessen verbinden. Schauen Sie sich einmal in Ihrem beruflichen Umfeld um: Wer versteht sich gut mit wem ? Ist Ihnen schon aufgefallen, dass die Erfolgreichen mit den Erfolgreichen zusammen sind, die Loser mit den Losern ? Das überrascht nicht. Menschen, die etwas in ihrem Leben und in der Welt bewegen wollen, denken an die Zukunft, sind konstruktiv und planen. Die Verlierer bemitleiden sich selbst und freuen sich, wenn sie zusammen mit Gleichgesinnten über ihr Schicksal jammern können. Die Grundeinstellung verbindet.
Suchen Sie deshalb Kontakt zu Angehörigen Ihres Metiers. Sprechen Sie auf Messen und Fachveranstaltungen andere Menschen Ihrer Branche und Ihres Berufs an. Unter ihnen finden Sie am ehesten Verbündete. Sie trauen sich das nicht zu ? Sie denken, Sie müssten erst noch mehr wissen, damit Sie in den erlauchten Kreisen ernst genommen werden ? Wer hat Ihnen das denn eingeredet ? Vielleicht rühren diese Denkstrukturen noch aus Ihrer Kindheit her, als Sie angehalten wurden, nur ja nichts Falsches zu sagen, lieber den Mund zu halten. Doch es gibt keinen Grund, sich nicht in die Elitekreise zu begeben. Learning by doing – da muss sich niemand schämen.
Einzelkämpfer kommen nicht weit
Für jeden von uns gibt es Schlüsselpersonen. Diese haben Einfluss auf Bereiche, die für unser Fortkommen entscheidend sind. Sie sind in der Lage, uns erfolgreich zu machen. Was liegt da näher, als diese Menschen für sich zu gewinnen und sich wortwörtlich von ihnen „hochziehen“ zu lassen ? Nichts – doch ist es anscheinend für viele ein riesengroßes Problem, sich von jemandem helfen zu lassen. Ihre Eitelkeit steht ihnen im Weg. Sie wollen alles selbst machen. Oder sie wenden ein: „Ich möchte nicht lästig sein.“ Sie lassen ihre Chance verstreichen, sich von den Erfolgreichen, die eigentlich ihr Vorbild sein müssten, Tipps, Empfehlungen und Hilfestellung geben zu lassen. Lieber dümpeln sie weiter in ihrer Mittelmäßigkeit dahin, als sich von Karriereförderern, Türöffnern und Projektunterstützern helfen zu lassen. Dabei gibt es doch keinen Satz, der mehr zum Handeln motiviert als „Bitte, helfen Sie mir !“ Die meisten Menschen sind nur allzu gerne bereit zu helfen; sie sind froh, wenn sie gefragt werden, wenn sie ihr Wissen teilen können. Interessanterweise haben wir festgestellt, dass gerade erfolgreiche Menschen eine Art Helfersyndrom haben: Sie wollen sogar gefragt und angesprochen werden ! Machen Sie sich dies zunutze. Die Besten sind oft enttäuscht, wenn sie nicht gefragt werden. Machen Sie sich vor allem bewusst: Einzelgänger und Eigenbrötler kommen nicht halb so weit wie Menschen, die sich Unterstützer und Mentoren suchen, von deren Erfahrung und Wissen profitieren, sich mit ihnen austauschen und sich anleiten lassen. Springen Sie also über Ihren Schatten der Eitelkeit und lassen Sie sich helfen !
Niemand muss alles alleine schaffen
Der amerikanische Motivator Dr. Robert H. Schuller erzählte uns einmal folgende Geschichte: „Viele Jahre lang legte ich großen Wert darauf, alles alleine zu machen. Das ging so weit, dass ich mein gesamtes Gepäck immer selbst vom Gepäckband im Flughafen hievte und zum Taxi brachte. Selbst wenn ich auf einer langen Reise war und entsprechend schwere Koffer dabei hatte. Eines Tages ging mir ein Licht auf und seitdem sprach ich Menschen an mit den Worten: „Bitte, helfen Sie mir“. Offensichtlich kann niemand auf diese so offen ausgesprochene Bitte mit einer Absage reagieren. Seitdem musste ich nie mehr alleine meine schweren Koffer schleppen.“
Jemanden um Unterstützung zu bitten ist kein Zeichen von Schwäche. Gleichzeitig ist es aber auch wichtig, dass Sie soziale Kompetenz zeigen, um Verbündete zu gewinnen und in Netzwerke eingebunden zu werden. Wie schon Johann Wolfgang von Goethe sagte: „ … gibt es kein größeres und wirksameres Mittel … als das Zusammenarbeiten überhaupt.“ Legen Sie in Ihrem Kopf den Schalter um. Denken Sie nicht „Ich brauche keine Hilfe“, sondern überlegen Sie „Wer kann mir helfen ?“. Haben Sie also den Mut, von Genies zu lernen. Fangen Sie am besten gleich damit an:
Packen Sie die nächste Gelegenheit – wo auch immer sich diese bietet – beim Schopfe und sprechen Sie andere Menschen an, von denen Sie lernen möchten, von denen Sie Empfehlungen haben möchten. Ihrer Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt: Sie können nach Marktchancen, Weiterbildungsmöglichkeiten, Kontakten usw. fragen. Oder Sie formulieren ganz direkt: „Was kann ich tun, um das zu erreichen, was Sie erreicht haben ? Bitte geben Sie mir einen Tipp.“
Eine Erfolgsgeschichte
Unser Vater und Großvater Arthur Enkelmann gehörte zu den besten Schneidermeistern Deutschlands. Seine Leistungen wurden mit vielen Goldmedaillen ausgezeichnet. 1940 wurde er in den Krieg eingezogen und musste an der russischen Front dem Vaterland dienen. Erst 1955 wurde er als Spätheimkehrer von Adenauer in Moskau persönlich befreit. Seine Kollegen hatten nach dem Krieg ihr Geschäft wieder aufgebaut und standen vor dem Wirtschaftswunder, er stand vor dem Nichts. Doch schon zwei Jahre später gehörte er wieder zu den besten Handwerkern Deutschlands. Wie hatte er das geschafft ? Viele Jahre später ist uns seine Erfolgsstrategie bewusst geworden: Er war noch kein Vierteljahr zurück in Deutschland, da stellte er den Kontakt zu den besten Meistern seines Fachs wieder her. Sie erkennen seine Strategie: Er ließ sich von den Besten nach oben ziehen.