Viele Menschen lassen sich von einem Fehler oder Misserfolg von jeder weiteren Initiative, von jedem weiteren Versuch abhalten. Die Angst vor einem erneuten Misserfolg ist so groß, dass sie aufgeben. Leider sind Fehler oder das Scheitern in unserer Kultur fast ausschließlich negativ besetzt und wir lernen auch nicht, konstruktiv damit umzugehen. Dass Fehler und Scheitern sehr viel Lernpotenzial in sich bergen, ist zwar logisch nachvollziehbar, aber nur sehr selbstbewusste Menschen mit viel Selbstvertrauen können dieses Lernpotenzial auch wirklich nützen. Die anderen tun lieber nichts. So können sie sich auch nicht bloßstellen und werden nicht kritisiert. Die Strategie geht oberflächlich betrachtet auf, denn künftig werden Misserfolge ausbleiben – aber was in jedem Fall auch ausbleibt, ist der Erfolg.

Misserfolg kann zu Demotivation führen, ja, ein richtiger Motivationskiller sein. Dabei scheitert der Erfolg meist nicht am Ergebnis selbst, sondern an der falschen Einstellung zum Ergebnis, wie das folgende Beispiel zeigt:

Manfred R. verkauft Frankiermaschinen. Er mag seinen Beruf. Im Durchschnitt verkauft er 15 Maschinen im Monat. Einmal, in einem richtig guten Monat, hat er sogar 28 Maschinen verkauft. Auf die Frage, wie er das geschafft habe, antwortet er spontan: „Oh, ich habe einfach Glück gehabt !“ Gefeiert hat er diesen Erfolg nie, denn schließlich war es ja nichts Besonderes.

Die Firma, für die Manfred R. arbeitet, schreibt einen Wettbewerb aus. Manfred R. möchte diesen natürlich gern gewinnen und nimmt sich vor, im Mai über 50 Frankiermaschinen zu verkaufen. Schließlich hat das sein Kollege Rainer P. ja auch schon mal geschafft !

Ende des Monats hat er 21 Maschinen verkauft. Er ist sehr von sich enttäuscht und fühlt sich wie der größte Versager. Niedergeschlagen und völlig demotiviert schleppt er sich im darauffolgenden Monat nur mühsam zu seinen Kunden. Ende Juni hat er schließlich nur acht Maschinen verkauft.

Was ist hier schiefgelaufen ?

  1. Manfred R. hat sich ein unrealistisches Ziel gesetzt. Er hat sich eine zu schwere Aufgabe gestellt.
  2. Manfred R. wendet falsche Erklärungsmuster an. Den eigenen Erfolg (28 Maschinen in einem Monat) erklärt er sich mit Glück oder der Leichtigkeit der Aufgabe. Den eigenen Misserfolg („nur“ 21 Maschinen) erklärt er sich mit einem Mangel an Fähigkeiten oder Unfähigkeit. Dass er durchschnittlich 15 Maschinen pro Monat verkauft und sechs Maschinen über seinem Durchschnitt liegt, sieht er in seiner Enttäuschung gar nicht.
  3. Die negative emotionale Reaktion angesichts des „Misserfolgs“ ist viel stärker als die Freude und der Stolz über den persönlichen Erfolg.
  4. Der Vergleich mit anderen – dem Kollegen, der schon einmal 50 Maschinen im Monat verkauft hat – ist ein besonders starker Motivationskiller. Manfred R. übersieht dabei vollkommen, wie groß seine eigenen Fortschritte im Vergleich zu seinen „durchschnittlichen“ Monaten sind.

Besser wäre,

  • sich große, aber realistischere Ziele zu setzen;
  • den Zusammenhang zwischen
    eigener Anstrengung und Erfolg zu erkennen;
  • sich nicht mit anderen zu vergleichen;
  • bewusst Freude und Stolz bezüglich des Erfolgs zu erleben und seine Erfolge zu feiern.

Lassen Sie sich nicht verunsichern

Gefährlich am scheinbaren „Misserfolg“ ist nicht der Misserfolg selbst, sondern die damit einhergehende Verunsicherung. Sie blockiert und man verliert das Vertrauen in sich selbst und den Glauben an seine Ziele. Dabei ist es weniger schlimm, seine Ziele nicht zu erreichen, als gar keine Ziele zu haben ! Zu seinen Fehlern und Misserfolgen zu stehen erfordert aber genau das Gegenteil, nämlich Mut. Diesen Mut baut man dann auf, wenn man sich über die Botschaften, die in einem Misserfolg stecken, klar wird. Denn wie ein Erfolg ist auch ein Misserfolg immer das Ergebnis unseres Verhaltens – im ersten Fall unseres richtigen Verhaltens, im zweiten Fall war das Verhalten offensichtlich nicht richtig.

Was können Sie aber nun aus Ihrem Misserfolg herausholen, um es künftig besser zu machen ? Mit der folgenden Übung können Sie Misserfolge, aber auch andere Probleme, aus einem anderen Blickwinkel als jenem des Misserfolgs betrachten und herausfinden, was Sie künftig anders machen können.

Aufgabe:

Viele Probleme lassen sich in Teilprobleme aufspalten und verlieren dadurch ihr Gewicht. Denken Sie an drei Situationen in der letzten Zeit, die Sie als Misserfolg betrachtet haben.

Notieren Sie diese drei Situationen und fragen Sie sich:

  • Was habe ich gut bzw. richtig gemacht ?
  • Was hätte ich (mit welchen Fähigkeiten oder Eigenschaften) besser machen können ?
  • Wie mache ich es beim nächsten Mal besser ?

Ein Misserfolg wird nie durch einen Faktor allein verursacht. Überlegen Sie sich also im nächsten Schritt die möglichen Ursachen, bis Sie zum Kern des Problems kommen.

Denken Sie daran:
In jedem Problem liegt der Ansatz einer Lösung verborgen. Und da Erfolge nichts anderes sind als gelöste Probleme, sind Sie auf dem besten Weg, aus Ihrem Misserfolg zu lernen und beim nächsten Mal erfolgreich zu sein.

  • Was habe ich aus dieser Situation gelernt ?
  • Inwiefern bin ich daran gereift ?
  • Wie würde ich reagieren, wenn mir morgen das Gleiche noch mal passieren würde ?

Misserfolge sind Warnsignale, die uns Hinweise geben, wo wir etwas verändern müssen. Sie sind kein Grund, aufzugeben ! Mit dieser Übung erkennen Sie die Potenziale, die in jedem Misserfolg liegen, und Sie finden Ansatzpunkte zur Veränderung, die Sie beim nächsten Mal einsetzen können. Ihre Einstellung zum Misserfolg bekommt dadurch eine ganz neue Richtung, weg vom Gefühl des Scheiterns, hin zum Lernen für die Zukunft.

Der nächste Schritt in Richtung einer echten Erfolgsorientierung ist, die eigenen Erfolge auf ähnliche Weise zu untersuchen. Sie kommen dann weg von der Meinung, Sie hätten „nur“ Glück gehabt, und finden heraus, welchen Anteil am Erfolg Ihr richtiges Verhalten hat. Denn Erfolg wie Misserfolg sind immer das Ergebnis unseres Verhaltens und nicht davon, ob jemand Glück / Unglück hat oder das Schicksal es gut oder schlecht mit einem meint. Und wenn Erfolg das Ergebnis unseres Verhaltens ist, ist es unbedingt notwendig, seine eigenen positiven und negativen Verhaltensweisen zu erkennen. Da das nicht immer leicht ist und man überdies dazu neigt, bei sich immer nur die schlechten Verhaltensweisen zu beachten, bietet es sich zum Einstieg an, das Verhalten anderer zu beobachten und zu analysieren, und erst später das eigene Verhalten genauer unter die Lupe zu nehmen. Studieren Sie also das Verhalten erfolgreicher Menschen, so lernen Sie von den Besten und davon, wie sie ihre Stärken nutzen.

Aufgabe:

Notieren Sie die Namen von fünf Menschen – aus Politik, Wirtschaft, Sport oder aus Ihrem persönlichen Umfeld – und denken Sie darüber nach, was den Erfolg dieser Menschen ausmacht. Was haben sie richtig gemacht, was ist die Grundlage für ihren Erfolg, wie gehen sie mit Misserfolg um, wie stellen sie sich in der Öffentlichkeit dar, was sagen andere über sie ?

Sammeln Sie so viele Informationen wie möglich.

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