Durch Wünschen und Nichtstun allein können sich Menschen nicht weiterentwickeln. Niemand kann sich ändern, neue ­Fertigkeiten erlernen und seinen Visionen Schubkraft geben, indem er ausschließlich nachdenkt und sich etwas wünscht. Um Ihr Ziel zu erreichen, müssen Sie vielmehr Engagement, Leidenschaft und Fleiß an den Tag legen!

„Was ist der Unterschied zwischen Erfolg und Nicht-Erfolg ?“, fragte sich der bekannte Autor Malcolm Gladwell. Er machte sich auf die Suche nach Antworten und fand verblüffende Studien. Demnach liegen zwischen Erfolg und Nicht-Erfolg 10000 Stunden voller Training, Disziplin und Ausdauer. Gladwell fasst damit Erkenntnisse des Psychologen Anders Ericsson von der Florida State University zusammen, der dies bereits seit 1993 untersuchte. Auch der US-Neurologe Daniel Levitin von der McGill University in Montreal konnte mit seinen Studien die 10000-Stunden-Regel bestätigen. Er fand heraus, dass sich ein gewöhnlich Begabter mindestens 10000 Stunden mit einer Sache beschäftigen müsse, um eine spezielle Fertigkeit professionell ausführen zu können, ja zur Welt­spitze zu gehören. Das entspricht drei Stunden täglichem Training über einen Zeitraum von zehn Jahren. Dies gilt für Geschäftsleute ebenso wie für Musiker, Sportler oder Mediziner.

Talent zeigt sich in Übung

Tatsächlich haben Ausnahmemenschen wie Albert Einstein, Mozart und Tiger Woods ­bemerkenswerte Ähnlichkeiten: Nicht das Geniale befähigte sie zu Spitzenleistungen. Nein, vielmehr brachten Training und Zielstrebigkeit den Physik-Nobelpreisträger, den Wunderknaben und den Spitzengolfer voran. Die Ansicht, Begabung sei etwas Angeborenes, ist sehr verbreitet. Entweder man hat das Talent – oder eben nicht. Seit Jahrzehnten beschäftigen sich Wissenschaftler damit, das Geheimnis der Begabung zu erforschen. Mittlerweile ist eine fast revolutionäre Überzeugung gereift: Begabung ist unwichtig ! Anders Ericsson von der Florida State University, einer der weltweit führenden Talentforscher, meint: „Bisher existiert kein überzeugender Beweis, dass besondere Fähigkeiten angeboren sind.“ Die Vorstellung, dass bestimmte Fertigkeiten wie Schwimmen, Malen oder Programmieren genetisch bedingt seien, sei falsch. Das Rezept für die Karriere erfolgreicher Musiker, Sportler und Politiker sei schlichtweg: üben.

Ericsson leitete als Erster aus den Erkenntnissen die herausragende Gemeinsamkeit von Ausnahmemenschen ab: 10000 Übungsstunden sind nötig, um außergewöhnliche Fähigkeiten zu entwickeln. Einzige Voraussetzung: Sie müssen körperlich und geistig gesund sein. Der Psychologe Mihaly Csikszentmi­halyi hat sich 91 kreative Köpfe vorgeknöpft – Schriftsteller, Musiker, Physiker, Biologen, viele Nobelpreisträger. Er stellte fest: Sämtliche Denker und Schöpfer waren harte Arbeiter – sie waren sogar von Arbeit regelrecht besessen. Erfolgreiche Kreative, so fasst es Csikszentmihalyi zusammen, machen Überstunden und arbeiten mit höchster Konzen­tration.

Das Fazit dieser Untersuchungen: Begabung und Talent sind zwar förderlich, aber ohne Übung, ohne viele Wiederholungen und Training lassen sich damit keine großen Erfolge erzielen. Ohne Fleiß kein Preis, sagt schon eine altbekannte Redewendung.

Jeder kann ein Genie werden

Wir können also viel mehr leisten, als wir glauben! Angeborene Begabungen und Talente haben gar nicht den entscheidenden Einfluss, wie immer angenommen wird. Zwar sagt man schon einmal schnell dahin: „Er ist ein geborener Verkäufer“, doch in Wahrheit gibt es das damit beschriebene Phänomen nicht.
Wir Menschen bringen alle Anlagen für unsere Entwicklung mit. Diese Entwicklung läuft aber nicht wie beim Tier „naturwüchsig“, gleichsam wie von selbst ab. Unser Menschwerden kann vielmehr total misslingen. Gut, so schreibt Johannes Schwarte in seinem Buch „Der werdende Mensch“, werden wir nicht von selber. Wir Menschen brauchen für unsere Entwicklung sowohl Erziehung, also absichtliche Einwirkungen, als auch Sozialisation, das heißt die nicht absichtsgeleitete Weitergabe von Werten, Fähigkeiten und Eigenschaften, die eine menschliche Gesellschaft auszeichnen.

Viele wollen immer klüger werden, aber nur wenige streben danach, wirklich genial zu werden. Kaum einer wird schon als Genie geboren – doch jeder hat die Fähigkeiten dazu bereits in sich. Jeder könnte auf seinem Gebiet ein Genie sein, aber erst der Glaube aktiviert die Kräfte zur Verwirklichung dieser Behauptung.

Glaube führt zur Tat und Konzentration zum ­Erfolg; Wiederholung führt zur Meisterschaft.
(14. Grundgesetz der Lebensentfaltung)

Es kommt nur darauf an, unsere Fähigkeiten und Begabungen zu entdecken und zur Entfaltung zu bringen. Und schlussendlich ist natürlich die Bereitschaft entscheidend, hart zu arbeiten und zu trainieren. Denn jedes Talent entfaltet sich nur durch Betätigung – sei es bei Künstlern, Sportlern oder Managern ! Erst die Begeisterung für das Ziel gibt die Kraft zum Training, zum Wiederholen. Konzentration führt zum Erfolg, und jeder Mensch kann seine Ziele erreichen, wenn er sie genau kennt und sich darauf konzentriert. Unerlässlich für die Entwicklung unserer Talente ist also die Handlung. Dafür wiederum ist Motivation wichtig. Ohne Motivation ist nicht nur aller Anfang schwer, ohne Motivation hört man irgendwann auf zu trainieren. Erst die Motivation bringt uns dazu, etwas zu tun. Und jeder erreichte Erfolg motiviert uns stets aufs Neue, den nächsten Erfolg anzugehen.

Viele Seminarteilnehmer sind erstaunt, wenn sie erfahren, dass die Grundgesetze der Lebensentfaltung schon viele Jahrhunderte alt sind. Vielleicht war nicht einmal Aristoteles der Erste, der formulierte: „Gib mir einen Punkt und ich werde die Welt aus ihren Angeln heben.“ Das gilt auch für Sie, lieber Leser ! Je mehr Sie gleichzeitig wollen, umso weniger können Sie wiederholen. Je weniger Sie wiederholen, umso schwächer sind Sie und damit Ihr Talent. Daher: Versuchen Sie auf einem Gebiet der Beste zu werden.

Mit der Konzentration, mit der Spezialisierung beginnt Ihr Aufstieg. Wenn sich dann Ihr größter Wunsch erfüllt, haben sich tausend kleine Wünsche automatisch mit erfüllt. Beschränken Sie sich auf das Wichtigste, das ist Konzentration. Haben Sie den Mut, werden Sie einmalig, denn es ist wirklich möglich. Neben Ihrem Talent sind der richtige Zeitpunkt und der Bedarf entscheidend dafür, ob Sie ein Genie werden. Doch selbst wenn die äußeren Faktoren nicht unbedingt optimal sind, haben Sie Steigerungsmöglichkeiten: Jeder kann in jedem Fall um 20 Prozent besser werden !

Studie: Stundenlang Musik

Berlin hat viele klassische Orchester und entsprechend gute Musikschulen. Der Psychologe Anders Ericsson hat sich zusammen mit Kollegen vom Berliner Max-Planck-Institut für Bildungs­forschung das Ziel gesetzt, herauszufinden, welche Faktoren dazu führten, dass eine junge Frau im Geigenspiel Spitzenleistungen erzielt oder nur ein durchschnittliches Niveau erreicht. Dazu nahm er Kontakt zu Musikschulen auf und versuchte, möglichst viele Violinistinnen für seine Befragung zu gewinnen. Ericsson teilte die jungen Geigenspielerinnen in drei Gruppen ein: in solche mit nachgewiesenen Spitzenleistungen (solche, die in großen Orchestern bereits die Erste Geige spielten), in solche mit sehr guten Leistungen und in solche, die sich auf den Berufswunsch Musiklehrerin beschränkten. Als vierte Gruppe nahm Ericsson erfahrene, professionelle Geigerinnen dazu.

Die Ergebnisse dieser Studie waren überraschend: Es war vor allem das Ausmaß an Zeit, das die Violinistinnen in das Üben mit ihrem Instrument investiert hatten, nachdem sich die Gruppen unterschieden: Die später erfolgreichen Musike­rinnen übten bereits im Alter von acht Jahren doppelt so lange Geige (vier Stunden pro Woche) als die später weniger erfolgreichen. Im Alter von zehn Jahren übten die erfolgreichen Musike­rinnen bereits acht Stunden pro Woche, ebenfalls doppelt so viel wie die anderen. Und im Alter von 14 Jahren hatten die Erfolgreichen ihr Übungspensum bereits auf 16 Stunden ge­steigert, wieder doppelt so viel wie die späteren Musiklehrerinnen. Die Spitzenmusikerinnen hatten somit bis zum Alter von 20 Jahren bereits mehr als 10000 Stunden mit ihrem Instrument gespielt, während es die Musiklehrerinnen nicht einmal auf 5000 Stunden brachten. Erfolg, so folgerte Ericsson, sei also vor allem abhängig von Arbeit und Anstrengung.

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